Forschungspraktika
Die Abteilung Sozialpsychologie und Methodenlehre sucht immer wieder ForschungspraktikantInnen zur Mitarbeit in verschiedenen Projekten. Nähere Auskunft bei den Mitarbeitern der Abteilung.
Informationen über Abschlussarbeiten
Wir stellen aber auch hier mögliche Arbeitsthemen in unserer Abteilung vor. Die verschiedenen Forschungsrichtungen / Themenschwerpunkte und jeweils mögliche Abschlussarbeitsthemen werden kurz erläutert. Bei Fragen kontaktieren Sie bitte einfach den jeweiligen Ansprechpartner.
Das Zusammenspiel räumlicher und zeitlicher Kognitionen
Das Phänomen „Zeit“ ist nicht nur in unserem Alltag allgegenwärtig, sondern Forschungsgegenstand diverser Wissenschaften. Die Psychologie beschäftigt sich unter anderem mit der mentalen Repräsentation von Zeit und zeitlichen Ereignissen. Dabei dominiert die Annahme, dass das Denken und Sprechen über die abstrakte Domäne Zeit durch die erfahrbare Domäne Raum konzeptualisiert ist; der Raum also eine Art Metapher für die Zeit darstellt. Sprachliche Gepflogenheiten illustrieren diesen Zusammenhang, wenn beispielsweise räumliche Präpositionen, wie in der Aussage „Das Semester liegt vor uns“, die Beziehungen zeitlicher Ereignisse zur Gegenwart beschreiben. Zahlreiche Studien konnten für diverse Sprachen zeigen, dass die kognitive Verarbeitung von zeitlichen Ereignissen sowohl in sprachlichen als auch nicht-sprachlichen Aufgaben mit räumlichen Dimensionen assoziiert ist. So korrespondieren tradierte Schreib- und Leserichtungen mit der Repräsentation zeitlicher Abfolgen (z.B. links vergangene und rechts zukünftige Ereignisse). Allerdings ist bislang ungeklärt, wie umfangreich und eng der kognitive Zusammenhang zwischen der zeitlichen und räumlichen Domäne tatsächlich ist. Ziel des Projektes ist es, den Zusammenhang zwischen räumlichen und zeitlichen Repräsentationen in unterschiedlichen Sprachen und mit verschiedenen Methoden zu untersuchen.
Literatur:
Fuhrman, O., McCormick, K., Chen, E., Jiang, H., Shu, D., Mao, S. & Boroditsky, L. (2011). How linguistic and cultural forces shape conceptions of time: English and Mandarin time in 3D. Cognitive Science, 35, 1305-1328.
Ansprechpartnerin:Annelie Rothe-Wulf
Wie domänenspezifisch sind Kausalerklärungen?
Fortwährend erklärt sich der Mensch die Welt, die ihn umgibt. Wir möchten wissen warum ein Kind erkrankt, warum sich unsere Mitmenschen auf eine bestimmte Weise verhalten oder weshalb Öl und Wasser sich schlecht vermischen. Wir suchen dabei nach Ursachen und schreiben Verantwortlichkeiten zu, um angemessen handeln zu können. Dafür braucht es zumindest ein bestimmtes Maß an Kernwissen über die beteiligten Ursachen sowie über die Prinzipien nach denen die Ursachen miteinander in Beziehung stehen können. Dieses Wissen ist vermutlich innerhalb von Kausalkonzepten oder Kausalmodellen organisiert und kognitiv repräsentiert. Insbesondere die Entwicklungspsychologie geht davon aus, dass sich solche Kausal- oder Erklärungskonzepte domänenspezifisch strukturieren. Dies bedeutet zum Beispiel, dass sich Erklärungen für physikalische Ereignisse nicht nur in ihrem Inhalt sondern auch in ihrer Struktur von Erklärungen für soziale Ereignisse unterscheiden. Doch weisen wir tatsächlich Phänomene (z.B. körperliche Erkrankungen oder psychische Störungsbilder) bestimmten Domänen zu und sind unsere Kausalkonzepte tatsächlich so domänenspezifisch strukturiert? Ziel des Projektes ist es, die Domänenspezifität des Inhalts und der Struktur von Kausalkonzepten unter experimentellen Manipulationen zu prüfen.
Literatur:
Strickland, B., Silver, I. & Keil, F.C. (2017).The texture of causal construals: Domain specific biases shape causal inference from discourse, Memory & Cognition, 45, 442–455.
Ansprechpartnerin:Annelie Rothe-Wulf
Spiegeln sich Präferenzen für räumliche Referenzierungen in kognitiven Prozessen wider?
„Deine Brille liegt rechts hinter dem Fernseher“: Spätestens wenn wir anderen Personen die Positionen von Gegenständen im Raum mitteilen möchten, benötigen wir dazu einen räumlichen Bezugsrahmen. Diese sogenannten räumlichen Referenzrahmen stellen kognitive Koordinatensysteme dar, mittels welcher es uns möglich ist, zum Beispiel „vorne“, „hinten“, „rechts“ und „links“ für eine Anordnung zu bestimmen. Dabei können wir u.a. unsere Ausrichtung als Betrachter oder aber die Vorder-bzw. Rückseite eines Objektes für die räumliche Referenzierung nutzen. Doch steuern diese Präferenzen unsere Aufmerksamkeit oder möglicherweise auch unsere Bewertungen bestimmter Objekte?
Zudem existieren für frontale räumliche Anordnungen in unserem Sichtfeld eine Reihe sprach- und kulturübergreifender Untersuchungen verschiedenster Fachdisziplinen, wohingegen dorsale Referenzierungen für Anordnungen in unserem Rücken kaum beforscht wurden. Ziel des Projektes ist es, zum Beispiel Aufmerksamkeitsprozesse für räumliche Referenzierungspräferenzen oder die kognitiven Prozesse, welche an dorsalen räumlichen Referenzierungen beteiligt sind, zu untersuchen.
Literatur:
Majid, A., Bowerman, M., Kita, S., Haun, D. B. M., & Levinson, S. C. (2004). Can language restructure cognition? The case for space. Trends in Cognitive Sciences, 8(3), 108–114.
Ansprechpartnerin: Annelie Rothe-Wulf
Messmethoden prosozialen Verhaltens
Psychologen, Ökonomen und Angehörige vieler anderer wissenschaftlicher Disziplinen streiten sich seit vielen Jahrzehnten um die Frage, ob menschliche Präferenzen nur durch Eigeninteresse geleitet werden, oder ob auch andere Motive existieren, etwa ein Interesse an dem Wohlbefinden anderer. Zur Beantwortung dieser Frage werden häufig die Messergebnisse sogenannter ökonomischer Spiele herangezogen, genauer gesagt werden über das Verhalten der Probanden in diesen Spielen Rückschlüsse auf die zugrundeliegenden Präferenzen der Probanden gezogen. Verschiedene Arbeitsgruppen kommen bei diesen Studien aber zu fundamental unterschiedlichen Ergebnissen, und eine genaue Betrachtung der einzelnen Studien legt die Vermutung nahe, dass sich die Kontextbedingungen der Messverfahren zwischen den Studien sehr unterscheiden, ohne, dass das von den Autoren immer explizit thematisiert wird. In Abschlussarbeiten könnten die Auswirkungen der genauen Ausgestaltung dieser ökonomischen Spiele untersucht werden, etwa, wie Informationen über die Mitspieler oder eine Wettbewerbs- vs. Kooperationsorientierung das Verhalten in diesen Spielen beeinflussen.
Betreuung/Ansprechpartner: Manuel Becker
Auswirkungen sozialer Kategorisierung auf Vorurteile
Literatur:
Park. B., & Judd, C. M. (2005). Rethinking the Link Between Categorization and Prejudice Within the Social Cognition Perspective. Personality and Social Psychology Review, 9, 108-130.
Deffenbacher, D. M., Park, B., Judd, C. M., & Correll, J. (2009). Category Boundaries Can Be Accentuated Without Increasing Intergroup Bias. Group Processes & Intergroup Relationships, 12, 175-193.
Betreuung/Ansprechpartner: Manuel Becker